Die generative Vermehrung

Die generative Vermehrung

Die Aufzucht aus Samen ist bei Orchideen an besondere Bedingungen gebunden und in der Arbeitsweise äußerst kompliziert. Nur wenige Orchideenfreunde befassen sich deshalb damit. Trotzdem sollen die Grundlagen und die Methode in möglichst einfacher Form beschrieben werden. Zweifellos ist es die interessanteste Arbeit um Orchideen. Mit nichts anderem ist man ihrer Entwicklung so unmittelbar verbunden. Durch die Besonderheit der Aussaat bieten sich bei ihnen alle Stadien der Keimung, welche sich bei anderen Pflanzen im Dunkeln der Erde vollziehen, dem Auge unmittelbar dar. Auch die Weiterentwicklung gibt Anlaß zu einer gegenüber anderen Pflanzen viel engeren Bindung. Es erscheint nicht übertrieben, wenn die Aufzucht aus Samen als Krönung allen Bemühens um Orchideen bezeichnet wird. Ein Erfolg ist nicht leicht zu erringen. Es gehört ein überdurchschnittliches Maß an Einfühlungsvermögen, Geduld und Ausdauer dazu und auch die Fähigkeit, Mißerfolge hinzunehmen, ohne den Mut zu verlieren.

Orchideen leben in Gemeinschaft mit mikroskopisch kleinen Wurzelpilzen. Sie finden sich in den nach außen liegenden, sogenannten Pilzwirtzellen der Wurzelspitzen und sind damit geschützt gegen die Gefahren der Umwelt. Diese mit Symbiose bezeichnete Abhängigkeit zweier völlig gegensätzlicher Formen pflanzlichen Lebens gibt es anderweitig innerhalb des Pflanzenreiches nur in geringem Umfang. Orchideensamen besitzen keinerlei Nährgewebe, welches üblicherweise die erste Ernährung des keimenden Embryos ermöglicht. Diese Funktion übernehmen bei Orchideen die Wurzelpilze. Ihre Hyphen wachsen durch besondere Einlaßzellen in den durch Feuchtigkeit gequollenen Samen ein. Sie vermitteln die Aufnahme organischer Stoffe dadurch, daß sie in den Embryozellen „verdaut“ werden. Dieser Prozeß setzt sich später mit den in den inneren Wurzelzellen zu dichten Knäueln angehäuften Pilzhyphen als beständige Wechselwirkung fort. Nur in den außen liegenden Zellen der Wurzelrinde bleiben sie geschützt und funktionsfähig.

Die Wechselbeziehungen zwischen Orchideen und Wurzelpilzen wurden zu Beginn dieses Jahrhunderts von dem französischen Forscher Noel Bernard erforscht; im Jahre 1904 veröffentlichte er seine Erkenntnisse. Es entwickelten sich daraus zwei Richtungen in den Aussaatmethoden. Die erste setzte das Vorhandensein der Wurzelpilze als bestimmenden Faktor für die Keimung voraus. Aus der Wachstumszone der Wurzeln isolierte man den Wurzelpilz und züchtete ihn in Reinkulturen. Damit wurden geeignete Nährböden geimpft und nach Entwicklung der Hyphen mit Samen beschickt. Diese Methode ist äußerst zeitaufwendig und wird kaum noch angewendet. Allgemein gebräuchlich ist die asymbiotische Methode. Dem Nährboden werden die erforderlichen Nährstoffe beigefügt, die Funktion der Wurzelpilze durch Beigabe bestimmter Zuckerarten ersetzt. Von besonderer Bedeutung ist die völlige Sterilität sowohl des Nährbodens wie auch des Samens.

In der Zusammensetzung des Nährbodens gibt es Varianten. Die angeführten klassischen Rezepturen von Burgeff und Knudson haben heute noch Gültigkeit. Es bestehen unwesentliche Abwandlungen, die oft individueller Meinung des jeweiligen Züchters entsprechen. Zusätze von Vitaminen und Wuchsstoffen sind möglich, komplizieren jedoch die Arbeitsweise und sollen hier unerörtert bleiben. Dargestellt ist die einfachste Form. Sie gestattet die Arbeit ohne Labor, dessen Vorhandensein an und für sich Bedingung ist.

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