Orchideen Genetik

Die Träger der Erbeinheiten, Gene genannt, sind die Chromosomen, Hauptbestandteile des Zellkerns, der in jeder lebenden Zelle eines Organismus vorhanden ist. Jedes Chromosom, an sich schon winzig klein, trägt wiederum eine bedeutende Anzahl von Genen. Im Durchschnitt haben alle Individuen einer Art die gleiche Chromosomenzahl; es ist auch möglich, daß alle Arten einer Gattung die gleiche Anzahl aufweisen. Meist sind jedoch innerhalb der Arten einer Gattung unterschiedliche Chromosomenzahlen feststellbar. Dies ist sogar auch in Sonderfällen innerhalb der Einzelindividuen einer Art möglich und bedingt ein verändertes Erscheinungsbild-manchmal auch nicht. Ist es jedoch derFall, so können solche Pflanzen mit abweichender Chromosomenzahl durch verändertes Aussehen gärtnerisch bedeutungsvoll sein. Sie treten relativ häufig gerade bei solchen Orchideen auf, die schon lange im Blickpunkt des Interesses stehen. Unsere modernen Paphiopedilum-Hybriden besitzen meist eine zweimal so hohe Chromosomenzahl wie normal. Dies bewirkt bei dieser Gattung besonders große, ansehnliche Blüten, also sehr erwünschte Merkmale, welche den Wert der Pflanze wesentlich steigern können.

Von den Anfängen der Orchideenzüchtung an bis in die neuere Zeit arbeiten die Züchter rein intuitiv, z. T. auch heute noch. Die Erscheinungsform einer Pflanze, äußerlich erkennbare Eigenschaften waren allein maßgebend für die Auswahl der Elternpflanzen. Einer der primitivsten Grundsätze rein empirischer Züchtungsarbeit ist die Wahl von Partnern mit besonders großen, auffallend gefärbten Blüten oder anderen Eigenschaften, die wertvollerscheinen. Zweifellos wurden bedeutende Erfolge erzielt; es stellten sich jedoch auch Mißerfolge ein. Kreuzungen besonders vielversprechender Partner blieben unfruchtbar oder erbrachten keinen keimfähigen Samen – ohne daß zunächst eine Ursache ersichtlich war. Erst die fortschreitenden Erkenntnisse der Genetik leiteten die Züchtung auf eine wissenschaftliche Basis. Die Kenntnis der Chromosomenzahlen ist wichtigste Voraussetzung für die Wahl der Elternpflanzen und ergibt im voraus die Sicherheit für das Gelingen einer Kreuzung. Die Chromosomenzählung ist eine sehr komplizierte Arbeit, die nur unter einem Mikroskop mit starker Vergrößerung vorgenommen werden kann. In der Phase der Teilung des Zellkernes sind die Chromosomen allein erkennbar. Diese Teilung erfolgt fortlaufend in großem Umfang an vegetativen Wachstumspunkten – wie Wurzel- oder Blattspitzen, neuen Trieben – und wird mit Mitosis bezeichnet. Bei der anderen, weit schwierigeren Methode, welche das Stadium der Reduktionsteilung bei der Bildung von Gameten, den Geschlechtszellen, erfaßt, die Meiosis, dienen Blütenknospen in der ersten Zeit der Entwicklung als Untersuchungsmaterial.

Dodaj komentarz

Twój adres e-mail nie zostanie opublikowany. Wymagane pola są oznaczone *