Die Züchtung

Pollenübertragung bei Paphiopedilum

Die Technik der Pollenübertragung in der Absicht, eine Kreuzung durchzuführen, ist relativ einfach. Sie zu einem Erfolg zu gestalten, ist jedoch weitaus schwieriger. Es bestehen Gesetzmäßigkeiten, die dieser Arbeit Grenzen setzen. Die Vielgestaltigkeit der Familie mit einem Vorkommen in allen Zonen der Erde verbietet eine allseitige Bastardisierung. Ausschlaggebend ist jedoch die Genetik; ihren Grundzügen ist ein besonderer Abschnitt gewidmet. Besteht die Absicht, zur Erhaltung einer Art eine Bestäubung durchzuführen, so sind zwei gleichzeitig blühende Pflanzen nahezu erforderlich. Die Belegung einer Narbe mit Pollen derselben Blüte oder Pflanze – also eine Selbstbestäubung – kann u.U. zu Mißerfolgen führen. Zu einer Kreuzung sind beide Partner in möglichst gleichem Blühstadium zu wählen. Die Geschlechtsreife einer Blüte beginnt einige Tage nach dem Erblühen und endet in einer befristeten Zeit – je nach der Blühdauer der Art. Die Bestäubung sollte möglichst bald nach Eintritt der Geschlechtsreife erfolgen. Im Abschnitt „Was sind Orchideen?“ ist der Blütenbau erläutert. Bei den meisten Orchideen trägt die Säule an ihrer Spitze die Pollinien offen oder in einer Kappe eingebettet. Mit einer Pinzette lassen sie sich leicht auslösen und auf die Narbenhöhle der anderen Blüte übertragen. Eine dort vorhandene weiche Substanz hält die übertragenen Pollinien sofort fest. Bei Paphiopedilum ist die Narbe durch den Schuh verdeckt. Zu ungehinderter Übertragung der bei dieser Gattung gebildeten Pollenmasse von honigartiger Substanz ist der Schuh abzuschneiden.

Die eigentliche Befruchtung erfolgt mit dem Einwachsen der Pollenschläuche durch die Säule in den Fruchtknoten, ein Vorgang, welcher bei Orchideen Wochen und Monate erfordert. Zunächst welken die Blüten nach der Bestäubung mehr oder weniger rasch, jedoch mindestens nach einigen Stunden oder Tagen. Das Anschwellen des Fruchtknotens ist noch keine Gewähr für den Erfolg. Häufig gibt es Enttäuschungen, wenn eine normal vorgebildete Frucht nach 2-3 Monaten Entwicklungszeit gelb wird und abfällt. Selbst das völlige Ausreifen einer Frucht ergibt noch nicht die Aussicht auf Erfolg. Der gebildete Samen erweist sich u. U. als nicht oder nur geringprozentig keimfähig, oder die Frucht enthält überhaupt keinen Samen. Die normale Entwicklung von der Bestäubung bis zur Samenreife ist innerhalb der Gattungen differenziert. Sie umfaßt einen Zeitraum von 3-15 Monaten; Dendrobium pha-laenopsis und Phalaenopsis 3-4, Cattleya und Paphiopedilum 10-12, Cymbidium 12-14, Vanda 15-18 Monate, um nur einige zu nennen

Die Untersuchung des Samens unter dem Mikroskop bei mäßiger Vergrößerung ergibt Aufschluß über seine Beschaffenheit. Normal entwickelte Samen zeigen deutlich den Embryo innerhalb der Testa, der Samenhülle. Tauber Samen weist keine Verdickung auf, sondern ist gleichförmig dunkel, meist etwas gekrümmt oder verdreht. Das Vorhandensein des Embryos ist jedoch keine unbedingte Gewähr für einen Keimerfolg; überalterter Samen verändert sein Aussehen nicht. Die Keimfähigkeit ist mit etwa 5-6 Monaten eng begrenzt; eine möglichst baldige Aussaat nach der Reife ist empfehlenswert.

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