Die Züchtung

Bei der Züchtung will man Vorzüge unterschiedlicher Pflanzen in einer Pflanze vereinen.

Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß der Liebhaberzüchter zu besonderen Erfolgen kommen kann. Bis zu einer nicht allzulange zurückliegendenZeit war die Orchideenzüchtung wesentlich kommerziell ausgerichtet. Man beschränkte sich auf Kombinationen, die bestimmte Eigenschaften erbringen sollten, welche den Absatz sicherten. Erst in neuerer Zeit entwickelte sich eine Richtung, die mit Wagemut und Fantasie alles Erdenkbare versucht. Es scheint daher fast, als sei die Orchideenzüchtung erst am Anfang ihrer Entwicklung auf breitester Basis.

In den Anfängen der Züchtung vereinte man zwei Arten einer Gattung als einfachste Form einer Kreuzung. Die Ergebnisse dienten auf Grund besonderer Eigenschaften als Ausgangsmaterial für weitere Kombinationen. Bald führte man auch Kreuzungen zwischen Arten verschiedener Gattungen durch; beispielsweise ergab Cattleya x Laelia = Laeliocattleya oder Cattleya x Brassavola = Brassocattleya. Diese Zusammenziehung der Gattungsnamen bleibt auch z.T. bei Dreigattungshybriden; als Beispiel Brassolaeliocattleya. Die Ergebnisse der Kombination von vier Gattungen erhalten eine neue Bezeichnung, und zwar wählt man dann jeweils den Namen einer Persönlichkeit, welche besondere Bedeutung in der Orchideenkunde erworben hat. Als Beispiel: Sphronitis x Brassavola x Cattleya x Laelia erhielt als neue Bezeichnung den Namen Potinara. Die Ausdehnung der Orchideenzüchtung auf klimatisch sehr günstig gelegene Gebiete – wie etwa die Hawaiischen Inseln – brachte einen weiteren Aufschwung. Dort und in anderen Teilen der Tropen – besonders in Südostasien und Südamerika – entstanden in neuester Zeit und entstehen weiterhin die kühnsten Kombinationen, von denen man früher positive Ergebnisse nie erwartet hätte. Die Umweltbedingungen tragen wesentlich zum Gelingen bei oder sind überhaupt ausschlaggebend für Erfolge, welche in Europa nicht zu erzielen sind.

Manche Orchideenfreunde haben eine prinzipielle Abneigung gegen Hybriden und zwar mit gewisser Berechtigung. Sie lieben die Arten in ihrer von Menschenwillen unberührten Reinheit. Zweifellos liegt darin ein besonderer Reiz. In Anbetracht der Tatsache, daß manche Orchideenarten um Aussterben begriffen sind, ist es Aufgabe der Züchter, im internationalen Maßstab dafür zu sorgen, selektierte Formen dieser Arten zu vermehren und sie damit der Nachwelt zu erhalten.

Gegenüber der relativ strengen Auffassung mancher Orchideenfreunde ist die Hybridisation zu verteidigen. Viele Züchtungen weisen Eigenschaften auf, welche die reinen Arten nicht besitzen. Zu nennen sind augenfällig besonders in Erscheinung tretende Veränderungen der Form, Größe, Farbe, Blütezeit, Haltbarkeit und andere Faktoren. Weitere – aber nicht unmittelbar ersichtliche – positive Eigenschaften können Verbesserungen der Wuchseigenschaften, Blühwilligkeit und Anpassungsfähigkeit an veränderte Umweltbedingungen sein. Der Reiz des Neuen, Unbekannten ist der Anlaß zu solcher Züchtungsarbeit oder der Pflege ihrer Ergebnisse. Manchen Orchideengattungen fehlt ein bestimmter Farbton, der jedoch erstrebenswert ist. Durch Einbeziehung anderer Gattungen in die Züchtungsarbeit ist es möglich gewesen und wird es weiterhin sein, einen solchen Mangel auszugleichen. Als Beispiel sei hier nur erwähnt, daß durch die Verbindung von Cochlioda mit Odontoglossum crispum rote und orange Farbtöne erzielt worden sind, welche die letztgenannte, unvergleichlich schöne Art in der Natur nicht aufweist. Zur Verteidigung der Hybridisation sei noch angeführt, daß erst durch sie zu jeder beliebigen Jahreszeit genügend blühende Orchideen zur Verfügung sind. Dies ist bei ausschließlichem Vorhandensein reiner Arten nicht oder nur bedingt der Fall. In Anbetracht der allseitigen und umfassenden Erfolge der internationalen Züchtungsarbeit erscheint es überhaupt abwegig, von der Notwendigkeit ihrer Verteidigung zu sprechen. Sie hat eine bedeutende Vergangenheit, glanzvolle Gegenwart und eine mehr als aussichtsreiche Zukunft.

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