Die Meristemkultur

Grundlagen der Methode

Die Kultivierung von pflanzlichem Gewebe unter sterilen Bedingungen ist schon seit einigen Jahrzehnten bekannt. Bei Orchideen wird sie jedoch erst in neuester Zeit angewandt. Der französische Forscher Morel berichtete 1960 über erfolgreiche Versuche mit Cymbidium, Phajus, Miltonia und Cattleya. In den darauffolgenden Jahren erzielten Wissenschaftler und Berufszüchter weitere Erfolge, die Mericlones werden in ständig zunehmendem Maße Handelsobjekte. Die inzwischen blühfähig gewordenen Pflanzen der ersten Vermehrungen sind in allen Eigenschaften der Mutterpflanze gleich; es ist die endgültige Bestätigung des erwarteten Ergebnisses.

Bei allen Pflanzen existiert ein ziemlich einzigartiger Typus einer Zelle mit allen Fähigkeiten des Wachstums zu einer vollständigen Pflanze. Dieses als „Meristem“ bezeichnete Bildungsgewebe findet sich im Sproß- und Wurzelvegetationspunkt und ist stets zu einer Kern- und Zellteilung befähigt. Es setzt die Weiterentwicklung einer Pflanze stetig in den jedem Lebewesen gesteckten Grenzen fort. Bei Orchideen mit sympodialem Wuchs, also solchen, die Pseudobulben bilden, endet die Funktion des Hauptmeristems zu einem bestimmten Zeitpunkt der Entwicklung. Ein Seitenmeristem an der Basis der Pseudobulbe entwickelt nach einer mehr oder minder langen Ruhezeit der gesamten Pflanze einen neuen Trieb, der ihre weitere Existenz in fortlaufend gleichem Rhythmus garantiert. In der Fachsprache ist dieser Vorgang als Entwicklung des ruhenden Auges bezeichnet. Das apicale Meristemgewebe -auch als Spitzenmeristem bezeichnet – ist besonders ausgeprägt entwickelt, weil es den Vegetationspunkt darstellt, der in erster Linie wächst. Unterhalb des apicalen Meristemgewebes befinden sich bei den sympodial wachsenden Orchideen Reserveaugen, welche im Falle der Verletzung des Spitzenmeristems das Weiterleben der Pflanze garantieren. Diese zwei, drei oder fünf ruhenden Vegetationspunkte bezeichnet man als laterale Meristeme. Sie können in gleicher Weise wie das apicale Meristem zur Vermehrung benutzt werden. Durch sterile Isolierung und Übertragung auf ein Nährmedium ist es möglich, Meristemgewebe zur Weiterentwicklung zu bringen und durch fortlaufende Teilung der sich bildenden Protocorme eine theoretisch unbegrenzte Zahl neuer Pflanzen zu erzielen, die alle Eigenschaften der Mutterpflanze aufweisen.

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