Die Behandlung von Importpflanzen

Die Behandlung von Importpflanzen

Die Einfuhr aus den Heimatgebieten war lange Zeit die einzige Möglichkeit, eine Orchideensammlung anzulegen. Auch heute wird noch importiert, zweifellos aber im geringerem Umfang und mit besonderer Zielsetzung. Die lange Entwicklung aus Samen gezogener Pflanzen entfällt; Importe blühen meist innerhalb eines Jahres. Sie sind reinerbig, was für Züchter u.U. von besonderer Bedeutung sein kann. Schließlich verbindet sich mit ihnen der Reiz des Ursprünglichen, Unberührten. Dies spricht den Orchideenfreund und Sammler besonders an. Die Beschäftigung mit Pflanzen aus fernen Zonen bringt sie uns näher.

Es gibt zwei Möglichkeiten des Importes. Bei der üblichen Form werden die Pflanzen am heimatlichen Standort gesammelt und auf dem schnellsten Wege nach Europa gebracht. Sie reisen heute per Schiff oder als Luftfracht nur relativ kurze Zeit und kommen meist in gutem Zustand an. Bei der anderen Form der Einfuhr werden die Pflanzen in ihrem Heimatland „etabliert“, d.h. nach dem Sammeln erst einige Wochen oder Monate auf den Transport vorbereitet und dann auf den Weg gebracht. Dies ist besonders wichtig bei Arten ohne nennenswerte Bulbenbildung. Da aber solche verhälnismäßig geringes Gewicht haben, ist ihr Transport per Luftfracht leicht möglich und preislich durchaus diskutabel. Die Stücke werden nach dem Eintreffen zunächst von beschädigten oder abgestorbenen Wurzeln und Blättern befreit. Auch auf eventuell vorhandene Schädlinge sind die Pflanzen zu prüfen und Bekämpfungsmaßnahmen durchzuführen. Größere zusammenhängende Horste werden zweckmäßigerweise aufgeteilt, indem man den Teilstücken je einen Leittrieb und 2-3 Bulben beläßt. Ältere Bulben haben gerade bei Importen noch mit ziemlicher Sicherheit gute Reserveaugen; man hebt also auch die Hinterstücke auf. Es gibt zwei Möglichkeiten der Behandlung. Entweder pflanzt man sofort in verhältnismäßig kleine Töpfe ein, oder die Stücke werden in Schalen oder Kisten in frisches Sphagnum gelegt. Wenn die neue Wurzelbildung beginnt, topft man dann – wie beschrieben – ein. In beiden Fällen wird eine Mischung von Osmunda-Sphagnum etwa 1:1 benutzt oder der sonst übliche Pflanzstoff ähnlicher Zusammensetzung. In der ersten Zeit wird nur gespritzt; keinesfalls dürfen die Importpflanzen zu feucht gehalten werden. Sie benötigen für die Eingewöhnung reichlich Schatten und viel Luft. Unter diesen Bedingungen setzt bald reichliche Wurzelbildung ein. Man spürt die fortschreitende Akklimatisation auch an der Entwicklung neuer Triebe und bemerkt staunend, welch große Energien in den meist sehr unscheinbar aussehenden Importpflanzen gespeichert sind. Oft ist schon im Jahre der Einfuhr mit einer Blütenbildung zu rechnen. Zunächst sollte jedoch das Bestreben ausschlaggebend sein, die Pflanzen möglichst zu kräftigen. Es ist mindestens bei schwächeren Exemplaren richtiger, die Blütenknospen durch Ausbrechen zu entfernen, so schmerzlich der Verzicht auf das Blühen auch sein mag.

Die Orientierung auf die veränderten Umweltbedingungen – besonders auf den z.T. gegensätzlichen Verlauf der Jahreszeiten – erfolgt rasch, da meist in den Frühjahrsmonaten importiert wird. Eine Einfuhr frischer Importpflanzen – also solcher, die in den Heimatgebieten unmittelbar gesammelt und nicht vorkultiviert wurden – in den Herbst- oder Wintermonaten ist nicht ratsam, da empfindliche Verluste entstehen können.

Kleinwachsende Arten läßt man ungeteilt in größeren Exemplaren zusammen und montiert sie mit wenig oder keinem Pflanzstoff auf eine beständige Unterlage, z.B. Rinde oder Wurzel- bzw. Aststücke, wie bei der Blockkultur erläutert.

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