Die Wurzeln

Die Wurzeln

Alle Wurzeln nehmen Wasser und Nahrung auf. Die Wurzeln der Orchideen sind jedoch – sofern es sich um Epiphyten handelt – noch in besonderem Maße Haftorgane. Sie müssen die Pflanze an ihrem luftigen Sitz am Stamm, an Ästen von Bäumen oder auf Felsen verankern. Beide Funktionen sind in gleicher Weise wichtig und schwierig, so daß epiphytisch wachsende Orchideen meist sehr umfangreich Wurzeln bilden. Diese sind brüchig und spröde und heften sich der Rinde des besiedelten Baumes fast unlösbar an oder hängen frei in der Luft.

Neben der üblichen runden Form von sehr unterschiedlicher Stärke gibt es auch bandförmige Wurzeln, z.B. bei Phalaenopsis. Sie können zonenweise Chlorophyll aufweisen, sind also assimilationsfähig; eine Eigenschaft, die auch bei anderen Gattungen vorhanden ist. Allgemein sind jedoch die Wurzeln epiphytisch wachsender Orchideen von einer Schicht leerer Zellen – dem sogenannten Velamen – umgeben. Nur die Wurzelspitze mit dem Vegetationspunkt, von dem aus allein das Wachstum weitergeht, ist glänzend blaßgrün. Das Velamen besitzt eine hohe Saugfähigkeit und kann die Feuchtigkeit festhalten. Man spricht ihm aber auch die Funktion einer Isolierung gegen übergroße Erwärmung der völlig dem Licht ausgesetzten Luftwurzeln zu. In trockenem Zustand ist das Velamen silbergrau; feucht verändert es die Farbe nach hell- bis dunkelgrau je nach Alter der Wurzeln. Die Beschaffenheit der Wurzeln ist maßgebend für den Gesundheitszustand und die Blühleistung der Pflanze. Mit einer mechanischen Beschädigung der Wurzelspitze und damit ihres Vegetationspunktes wird sie funktionsunfähig, wächst nicht weiter und stirbt ab, wenn sich nicht Nebenwurzeln bilden. Es können aber auch Kalkablagerungen von stark kalkhaltigem Gießwasser das Velamen so verkrusten, daß die Wurzel funktionsunfähig wird.

Erdbewohnende Orchideen – wie z.B. Paphiopedilum – haben verhältnismäßig wenige, aber starke Wurzeln, die mit einem dichten Pelz von Wurzelhaaren umgeben sind; nur die Wurzelspitze ist glatt. Andere terrestrisch wachsende Gattungen entwickeln Wurzeln in der üblichen Form. Dazu gehören auch die in den gemäßigten Zonen der Erde lebenden Orchideen, damit auch die einheimischen. Sie sind den Auswirkungen des Klimawechsels unterworfen, infolgedessen wie die meisten Gewächse unserer Flora nicht Wintergrün. Durch Bildung von meist kriechenden Rhizomen oder Knollen sichern sie den Fortbestand des Einzelindividuums auf lange Zeiträume. Die oberirdischen Organe – Stengel und Blätter – werden z.T. schon frühzeitig nach der Fruchtreife eingezogen. Die Knollen vermögen im Erdboden ruhend ein oder mehrere Jahre ohne Austrieb zu verharren. Dann wachsen und blühen sie wieder normal. Sie sind rundlich, ellipsoid oder handförmig zerschlitzt, die Wurzeln ungeteilt und sehr empfindlich gegen Verletzungen. Gegenüber anderen Gewächsen ist die Wurzelbildung gering.

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